
Das orthodoxe Weihnachtsfest am kommenden Wochenende könnte für einige Kinder in Serbien traurig ausfallen. In der Nähe von Sombor sind rund 50 geplünderte Weihnachtspäckchen gefunden worden. Sie stammen von Kindern in Deutschland und waren offenbar für ihre Altersgenossen in Serbien bestimmt.
Die Kartons, mit Geschenkpapier eingepackt, und einigen liebevoll gestaltete Grußkarten sind der traurige Rest der Aktion, die Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe zum Weihnachtsfest überbringen sollte.
Leere Weihnachtspakete abgekippt
Entdeckt wurden die leeren Pakete am 3. Januar an der Straße von Sombor Richtung Novi Sad. Am Straßenrand nahe den Bački Kanal hatten Unbekannte die Reste der Spendenaktion abgekippt. Sie haben sich noch nicht einmal große Mühe gemacht, die Reste ihres kriminellen Treibens großartig zu verstecken. Neben Bauschutt liegen die Geschenkkartons direkt am Straßenrand.

Den Inhalt der Weihnachtspakete haben die Täter ganz offenbar geplündert. Übrig geblieben sind nur die leeren Geschenkkartons. Auf dem Haufen liegen auch noch einige Grußkarten, die Kinder in Deutschland für ihre Altersgenossen geschrieben haben. Sie haben ihre Empfänger nicht erreicht.
Karin & Dominik wünschen etwa „Frohe Weihnachten“ und Luise (1), Anne (1) und Nora (3) haben ihre Fotos in eine Karte geklebt und wünschen den Empfängern „Merry Christmas“.
Kinder schicken selbstgemalte Bilder
Jakob schreibt: „Lieber Geschenkeempfänger, meine Familie und ich wünschen Dir ein frohes friedvolles Weihnachtsfest und Glück, Liebe und Gesundheit im neuen Jahr.“
Auch für die Kinder in Deutschland dürfte der Ausgang der Aktion eine große Enttäuschung sein. Einige haben selbstgemalte Bilder in die Kartons beigelegt.

Nach Recherchen von Sombor Blog stammen zumindest einige der Pakete aus Süddeutschland. Offenbar gehören sie zu einer Geschenke-Aktion einer christlichen Hilfsorganisation.
In Serbien dürfte das Weihnachtsfest diesmal für einige Kinder eine kleine Enttäuschung werden – kommen doch die erhofften Pakete in diesem Jahr nicht an.
Menschen fragen: Wer macht so etwas?
In Sombor und der Umgebung sorgt der Fall für große Entrüstung. Die Herzlosigkeit, mit der Kinder ganz offenbar bestohlen wurden, entrüstet viele Menschen. In den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter schlägt der Fall hohe Wellen.
Am Mittwochmorgen war die Polizei aus Sombor vor Ort. Die Beamten ermitteln nun in dem Fall. Sie fragen sich wie viele Menschen in Sombor und Serbien: Wer hat die Weihnachtspakete für Kinder gestohlen?
Sobald uns neue Rechercheergebnisse vorliegen, aktualisieren wir den Beitrag auf Sombor Blog.

Update 1: Deutsche Hilfsorganisation meldet sich
Wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Beitrags über die gestohlenen Weihnachtspakete hat sich beim Sombor Blog eine Berliner Hilfsorganisation gemeldet. Das christliche Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung” könnte betroffen sein, erklärte deren Sprecher Tobias-Benjamin Ottmar. Man habe auf den Fotos eine Verpackung identifiziert, die ein Etikett trägt, das die Organisation verwendet.
Ottmar erklärte, man arbeite im Rahmen der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton”, mit der jedes Jahr tausende Päckchen an bedürftige Kinder verschickt würden. Wie die Päckchen nach Sombor kommen, kann sich die Berliner Hilfsorganisation nicht erklären: „Wir sind sicher, dass durch unsere verlässlichen Strukturen die allermeisten der rund 21.000 Päckchen, die in diesem Jahr aus dem deutschsprachigen Raum nach Serbien gingen, die richtigen Empfänger erreicht haben. Dennoch erschüttert uns dieser Vorfall.” Man arbeite mit lokalen Partnern zusammen, die die Verteilung sicherstellten.
Da nur noch die Verpackungen übrig seien, sei es schwierig, die genaue Herkunft der Pakete festzustellen. Den Fotos sei zu entnehmen, dass auch Pakete anderer Hilfsorganisationen darunter seien. Ottmar sagte man arbeite bei der Aufklärung mit den serbischen Partnern und der Polizei zusammen. Die komplette Stellungnahme des Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung” könnt Ihr hier lesen.

Update 2: Polizei nimmt Prediger fest
Schneller Fahndungserfolg für die Somborer Polizei: Am frühen Abend des 4. Januar teilte die Behörde mit, dass im Fall der geplünderten Weihnachtspakete ein Verdächtiger festgenommen wurde. Des Betrugs verdächtigt wird der 51-jährige Prediger einer religiösen Gemeinschaft in Sombor.
Teile der Geschenksendungen fand die Polizei in der Wohnung des Verdächtigen und in Räumen der Gemeinschaft. Die betroffenen Pakete habe er geplündert und für sich verwendet oder verkauft. Unklar ist noch, wie genau der Mann an die Geschenkpakete kam.
Nach serbischen Recht kann der Verdächtige 48 Stunden festgehalten und befragt werden. Erhärtet sich der Verdacht, wird eine Strafanzeige erstattet.
Der Fall schlägt hohe Wellen
In Deutschland und Serbien sorgt der Fall unterdessen für großes Aufsehen. Hilfsorganisationen in Deutschland fürchten um ihren Ruf und darum, dass sich in Zukunft nicht mehr so viele Menschen an den Hilfsaktionen beteiligen. Menschen in Serbien, die sich in sozialen Netzwerken äußern, sind entsetzt über die moralischen Abründe der Tat. Sie fürchten zudem, dass die Tat eines Einzelnen auf sie zurückfällt und Serbien im schlechten Licht dasteht. Nationale Medien berichten über den Fall.
Update 3: Auch „humedica” in Bayern betroffen
Ebenfalls betroffen ist die christliche Hilfsorganisation „humedica” mit Sitz in Kaufbeuren (Bayern). Pressesprecher Steffen Richter sagte: „Es ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch Pakete unserer gemeinsamen Aktion „Geschenk mit Herz“ dabei sind.” Allerdings könne man nicht nachvollziehen, wo die Päckchen genau herstammen. Die Partnerorganisationen hätten die Verteilung in Serbien lückenlos dokumentiert.
Bei „humedica” hat man mit „großer Traurigkeit und Bestürzung” auf die Nachricht aus Serbien reagiert. Steffen Richter: „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Behörden die lückenlose Aufklärung dieses traurigen Vorfalls zu ermöglichen.” Die Organisation hofft, so dem Vertrauen der Spender in Deutschland gerecht zu werden.
Die vollständige Erklärung von „humedica” findet Ihr hier. Richter kündigte an, alle weiteren gesicherten Erkenntnisse zu dem Fall zu veröffentlichen.

Karte: Hier lagen die leeren Weihnachtspakete
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I’m ashamed to live in this country. There is a fine line between government and thieves, but I doubt they will find the perpetrators. Many thanks to the German people for presnts to our children. Greetings from Vojvodina. Alles Gute.
They found the thief as I read in the text above. It seems it is the pastor of a church himself!!!!!!!
Ich habe noch vor ein paar Jahren mit der Organisation samaritian purse, welche wir von Novi Sad, Duga bekamen in unserer Gemeinde verteilt. Immter achteten wir darauf, dass das Kind persönlich das Paket bekommt und haben auch Photos davon gemacht, gerade dass es um kein Missbrauch der Paketen kommt, aber sowas in Sombor hat mich sehr sehr betroffen.
Es ist wichtig- sehr wichtig- den Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen. Soche Fälle beschämen jeden normalen Menschen. Wir müssen aber weiterhin an das Gute glauben und weiterhin das Gute tun.