
Zwei außergewöhnliche Konzerte erwarten die Besucher am 3. und 4. März in Apatin und Sombor: Ein deutsch-serbisches Ensemble wird Werke des berühmten Komponisten Paul Abraham (1892–1960) aufführen. Der Operetten-König der 20er- und 30er-Jahre wurde in Sombor geboren und wuchs in Apatin auf. Sein Leben war so turbulent wie der Musikstil der damaligen Zeit. Nun kehrt er mit seinen Werken zu seinen Wurzeln an der Donau zurück.
Auftreten wird das „Ensemble Paul Abraham“, das sich aus deutschen und serbischen Musikern zusammensetzt. Die Musiker spielen seit vergangenem Jahr zusammen. Sie verbindet die gemeinsame Liebe zur Musik und der Kultur Mittel- und Osteuropas. Die Donau verbindet diese Kulturräume geographisch, Paul Abraham hat eine musikalische Klammer geschaffen.
In Sombor geboren, in Apatin aufgewachsen
Paul Abraham wurde am 2. November 1892 in Sombor geboren und wuchs im damals kleinen und deutschsprachigen Ort Apatin auf. Er machte sich mit seinem künstlerischen Talent in die Welt der Operetten auf, um diese durch seine Originalität in den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu erobern. Diese Lebensleistung Paul Abrahams soll auch das Leitmotiv des Ensembles sein. Die Mitglieder Daniel Weiß (Klavier), Marko Miletić (Cello), Kyle Fearon Wilson (Geige), Jožef Bisak (Bratsche), Erne Švan (Geige) und Izabella Guzsvany als Gaststimme kommen von den Musikhochschulen Novi Sad und Stuttgart.
Abraham wuchs in der donauschwäbischen, deutschsprachigen Gemeinde Apatin (damals Ungarn) als Sohn des jüdischen Kaufmanns Jakab Abraham und seiner Frau Flora Blau auf. In Budapest, das bis 1918 zum österreichisch-ungarischen Reich der Habsburger-Monarchie gehörte, studierte er an der Königlich-Ungarischen Musikakademie Komposition.
Nachdem er zwischenzeitlich wegen „verwegener Bankgeschäfte“ im Gefängnis gelandet war, kämpfte er sich über Kneipen und Cafés bis auf die großen Budapester Bühnen.
Sein zunehmender Ruhm führten in schließlich nach Berlin, dem pulsierenden Herz der 20er- und 30er-Jahre in Europa. Dort wurde er zum gefragtesten Komponisten seiner Zeit. Mit der überarbeiteten Operette „Viktória“, oder „Die Blume von Hawaii“ und dem „Ball im Savoy“ schuf er die erfolgreichsten musikalischen Bühnenstücke in ganz Europa. Gleichzeitig steuerte er die Musik zu zahlreichen Filmen aus Produktionen in Deutschland und im europäischen Ausland bei.

1933 endete dieser Höhenflug jäh durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Der Jude Abraham musste zurück nach Budapest gehen, seine Musik wurde geächtet und geriet in Deutschland in Vergessenheit.
In Wien konnte er in den 1930ern noch mehrere Operetten herausbringen, dann musste er aufgrund der faschistischen Umtriebe, die auch Ungarn erreicht hatten, Budapest verlassen. Er flüchtete ohne seine Ehefrau nach Paris.
Kein Interesse mehr an seinen Kompositionen
1940 kam er über Kuba nach New York, wo er aber nicht Fuß fassen konnte. Im Mutterland des Jazz hatte an seinen Kompositionen niemand Interesse.
Eine neue schöpferische Tätigkeit wurde zusätzlich durch eine verhängnisvolle Krankheit verhindert. 1946 dirigierte er geistesverwirrt auf einer belebten New Yorker Straße den Verkehr und erregte auch durch andere Schübe von Geisteskrankheit Aufsehen. Er kam zunächst ins Bellevue Hospital in Manhattan, von dort aus in das Creedmoor State Hospital, eine riesige psychiatrische Anstalt auf Long Island.

1956 kehrte der Komponist auf Initiative eines von Walter Anatole Persich in Hamburg gegründeten Paul-Abraham-Komitees nach Deutschland zurück. Er wurde zunächst in der Psychiatrie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf behandelt. Danach lebte er noch knapp vier Jahre mit seiner inzwischen aus der Volksrepublik Ungarn ausgereisten Ehefrau zusammen. 1960 starb er nach einer schweren Krebserkrankung und wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Bis zu seinem Tode war Abraham weiter der Überzeugung, in New York zu leben und bald wieder einen großen Kompositionserfolg landen zu können.
Die Konzerte in der Batschka sind eine Gemeinschaftsinitiative der Apatiner Gemeinschaft, des deutschen Vereins Adam Berenz in Apatin und des deutschen Vereins St. Gerhard in Sombor.
Konzerte zugunsten der ehemaligen Synagoge
Die Musiker werden die Operetten-Klassiker von Abraham wie „Die Blume von Hawaii“ und weitere arrangierte Stücke spielen, aber auch die „Hungarian Rhapsody“ von Davip Popper und weiterer namhafter mittel- und osteuropäischer Komponisten von Emmerich Kálmán bis Mozart.
Der erste Auftritt des „Ensembles Paul Abraham“ findet am 3. März (Freitag) um 19 Uhr im Kulturheim von Apatin (Petefi Šandora 4) statt.
Der zweite Auftritt folgt am Tag darauf (Samstag, der 4. März) um 18 Uhr beim deutschen Verein St. Gerhard in Sombor (Matje Gupca bb/ am katholischen Friedhof).
Der Eintritt zu den Konzerten ist frei. Die Veranstalter bitten um eine Spende für den Erhalt und die Renovierung der ehemaligen Synagoge in Apatin.
Einen Link zur Seite des Abraham-Biografen Klaus Waller findet Ihr hier.
Video: Paul Abraham dirigiert
Video: Paul Abraham Dokumentation
Hinweis: Biografische Textelemente teilweise aus Wikipedia.
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