
Für den Markt in Sombor kündigen sich Veränderungen an: Die Stadt plant den Bau einer Markthalle an einem neuen Standort. Der Freiluftmarkt für Obst und Gemüse könnte bald Geschichte sein.
Es ist ein liebgewonnenes Ritual: Jeden Tag hat der große Obst- und Gemüsemarkt im Herzen der Stadt geöffnet. Und bei jedem Stadtbesuch macht man zumindest einen Schlenker über den Markt – egal, ob man etwas braucht oder nicht.
Es ist ein Stück Altstadt-Flair, die dicht an dicht gedrängten Marktstände. Zu jeder Jahreszeit harren die Händler dort aus und bieten an, was der Boden der Vojvodina hergibt. Stets frisch und lecker.
Doch der Markt ist in die Jahre gekommen. Er ist strukturiert wie fast alle Marktplätze in Serbien und dem westlichen Balkan: Tische aus Granit reihen sich aneinander, dazwischen enge Wege. Als Dach dienen Wellplatten auf einem Gestänge aus Vierkantstahl. Über Jahrzehnte hat sich nichts verändert.
Neuer Standort in der Innenstadt
Die Pläne für einen neuen Standort mit einer Halle gibt es schon seit vielen Jahren. Schon vor Jahrzehnten kaufte die Stadt dafür Grundstücke in der Innenstadt und riss Gebäude ab. Weiter passierte dann erstmal nichts. Heute sind die Flächen Baulücken und meist Parkplätze.
Die Stadt Sombor sucht nun die Veränderung und treibt die Planung voran. Ziel ist es, statt des Freiluftmarktes eine moderne Markthalle zu bauen. Auch der Standort soll sich ändern: Von der Fläche zwischen dem alten Kaufhaus „Beograd“ und der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit sollen die Händler zwei Ecken weiterziehen. Schräg gegenüber der technischen Mittelschule soll eine Markthalle entstehen (siehe Karte unten). Die Fläche dient derzeit als Parkplatz und wird zum Teil von den Textil-, Haushalts- und Eisenwarenhändlern genutzt.

In einem Architekten-Wettbewerb haben Planer Entwürfe für die neue Markthalle angefertig. Weitere Fotos der Entwürfe könnt Ihr unten sehen. Die Stadt favorisiert drei Entwürfe und hat die Rechte daran gekauft. Geplant ist ein Mehrzweckgebäude, das neben der Markthalle Raum für weitere Nutzungsmöglichkeiten bietet. Um den Wegfall der Parkplätze zu kompensieren, ist eine Tiefgarage geplant. Einen Zeit- und Finanzierungsplan gibt es noch nicht.
Die Architektur des Bauwerks ist bei allen Plänen modern und steht so in einem starken Kontrast zu den umliegenden Gebäuden aus österreichisch-ungarischer Zeit. Auch das starke Rot in einigen Skizzen ist eine untypische Farbe für die Innenstadt von Sombor.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind die Pläne umstritten. Viele fürchten in einigen Jahren wieder eine Bausünde mehr in der von historischen Bauten geprägten Innenstadt zu haben. Das mahnende Beispiel: Das Kaufhaus „Beograd“ galt zu seiner Zeit auch als modern und fortschrittlich. Heute ist es ein Betonklotz und Fremdkörper in der Innenstadt, der zwar im Inneren wieder belebt ist, außen aber weiter dem Verfall preisgegeben ist.
Andererseits kann man in vielen Mittelmeer-Ländern sehen, dass eine moderne Markthalle dem Einkaufsvergnügen keinen Abbruch tut, ja sogar viele Vorteile hat. Händler und Kunden sind ganzjährig vor der Witterung geschützt, die Bedingungen für den Verkauf von Lebensmitteln sind deutlich besser.
Pro und Contra Markthalle
Die Defizite des jetzigen Freiluftmarktes kann man verklärend mit „authentisch“ umschreiben. Man hat sich einfach daran gewöhnt. Nüchtern betrachtet sind Eiseskälte im Winter, Gluthitze im Sommer, flatternde Tauben zwischen den Ständen, Wellplatten (vermutlich mit Asbest) als Dach – so niedrig, dass jeder über 1,80 m in gebückter Haltung laufen muss – und die Autos der an- und abrückenden Händler, die nicht selten die Abgase direkt auf die Tomaten am Nachbarstand blasen, keine idealen Rahmenbedingungen für den Verkauf von Lebensmitteln.
Klar ist auch, dass es mit einer neuen Markthalle Gewinner und Verlierer geben wird. Nicht jedes Großmütterchen, das am Rand des Marktes jetzt Socken oder Paprikapulver anbietet, wird in dem neuen Konzept dabei sein. Die Standgebühren und Mieten werden sicher steigen.
Macht Euch selbst ein Bild! Fotos der Entwürfe seht Ihr unten. Die Pläne für die neue Markthalle waren kürzlich im Stadtmuseum ausgestellt – leider nur für ein paar Tage. Bei meinem Besuch war der Publikumsandrang übersichtlich. Die Damen im Museum haben mir das Licht angemacht.
Was haltet Ihr von den Plänen? Schreibt Eure Meinung unten in die Kommentarfunktion.
Fotoimpressionen vom Markttreiben in Sombor findet Ihr hier.
Neuer Markt: Entwürfe für eine Markthalle
Der Markt: alter und geplanter neuer Standort
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